Geschichten von der Wohngruppe L.I.V. aus Ascheberg

Von Kartoffeln, die auf dem Baum wachsen und Hühnern die wie Hähne heißen.

Geschichten aus der Wohngruppe L.I.V. aus Ascheberg

Anfang des Jahres 2021 standen wir als Gruppe vor der großen Entscheidung, wie wir zukünftig mit unserem großen Aussengelände verfahren wollen?

Die Ideen waren vorhanden. Vom Swimmingpool mit Gegenschwimmanlage, über einen Basketballplatz, bis hin zum größeren Parkplatz war einiges dabei. Letztendlich entschieden wir uns einen größeren Teil der Anlage, zu einem Gemüsegarten umzubauen. Wie richtig diese Entscheidung war, wurde uns einige Monate später deutlich, als wir die ersten Kartoffeln aus dem Boden holten, wo doch einige Jungs davon ausgingen, dass die doch eher am Baum wachsen würden. Diese agrartechnische Verschwörung hielt sich bei den Jungs lange noch hartnäckig. Wir konnten sie dann aber am Ende davon überzeugen, dass alles mit rechten Dingen zuging. In dieser Zeit entstand auch der Gedanke, dass es doch schön wäre, wenn hier auf dem Hof Hühner rumrennen würden. Überraschenderweise kam am meisten Zuspruch für diese Idee von den Jungs, die hier wohnen.

Von der zaghaften Vorstellung bis zur endgültigen Umsetzung, verging dann aber noch mehr als ein Jahr. Wir vergewisserten uns immer wieder, ob die Umsetzung von den Jungs mitgetragen werden würde. Der Wunsch blieb und steigerte sich sogar, sodass wir Kontakt aufnahmen, zu einem Bio-Hühnerbauern in Münster, der uns beratend zur Seite stand.

Wir bauten also unseren Schuppen aus und legten ein Aussengehege an. Dann endlich am 22.8. zogen Dieter, Rüdiger, Gertrude, Francesco, Nam, YingYang, Milan und Roberto ein. Für den einen oder die andere drängt sich beim Lesen vielleicht die Frage auf, weshalb die Hühner wie Hähne heißen? Ich kann an der Stelle nur auf die Passage mit den Kartoffeln verweisen und hoffe, dass sich damit alle Fragen bezüglich der Namensfindung geklärt haben.

Die Hühner haben sich in der Zwischenzeit prächtig eingelebt und machen das, was sie am besten können. Eier legen!

Alles zusammengenommen, Gemüsegarten und Hühner, haben, neben dem nützlichen Gedanken, auch einen tiefergehenden Aspekt. Zum einen wirken Naturbeobachtungen beruhigend und führen zu Entschleunigung, zum anderen sollen sie eine Bewusstheit für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen schaffen.

Auch philosophische Gespräche über die „uralte Frage“ was denn wohl zuerst da war, das Huhn oder das Ei entbrannten in der Gruppe.

Steven Hartleib