Das eine ist bloße Theorie, das andere ist Praxis. Die systemische Interaktionstherapie (SIT) ist erfahrungsgesättigte Praxis. Ein Konzept, das sich hier bewährt hat. Ein Instrument, das dabei unterstützt, in der Kinder- und Jugendhilfe das zu erreichen, was für pädagogische Fachkräfte als Ziel ihrer Arbeit vielleicht über allem anderen schwebt: Eltern dazu zu befähigen, Verantwortung für sich selbst und ihre Kinder zu übernehmen, Eltern zu einer erfolgreicheren und verständnisvolleren Erziehungsarbeit zu motivieren.
Bei vielen Angeboten des Ev. Kinderheims rund um das Thema der Elternarbeit und Elternaktivierung spielt das SIT-Konzept eine zentrale Rolle. Ambulant und stationär.
Die intensive Elternarbeit steht noch nicht lange im Mittelpunkt der Kinder- und Jugendhilfe. Dabei sind Eltern und ihr Verhalten nicht nur potenzielle Ursachen für Entwicklungsprobleme oder Verhaltensauffälligkeiten von Kindern, sondern – und trotz allem – auch die mit Abstand wichtigsten Personen für ihre Kinder. Sie sind es, die den größten Einfluss auf das Kind haben. Verändern sie ihr Verhalten, so sind die Chancen ungleich größer, dass dies auch den Kindern gelingt.
Den SIT-Ansatz zeichnet die Annahme aus, dass Eltern prinzipiell gute Eltern sein wollen.
Dieser Wunsch erfüllt sich oftmals nicht. Gleichwohl ist es in der Regel zu einfach, Erziehungsmängel auf individuelle Schwächen und auf Unvermögen zurückzuführen. Realistischer ist vielmehr die Annahme, dass Störungen in den Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern oftmals auf Rollenkonflikte und Kommunikationsprobleme im „System“ Familie zurückgehen, die sich erst mit der Zeit ergeben, dann verfestigen und schließlich erheblich verschärfen – in Form von Einstellungen, Wahrnehmungsmustern und Haltungen zum Beispiel. Folge: das Familiensystem geht in einen permanenten Krisenmodus über und koppelt sich nach außen hin ab. Dies macht auch Unterstützungsversuche in Form von sozialpädagogischen Familienhilfen schwierig, denn gerade unter diesen Bedingungen werden Helfersysteme nicht selten von den Eltern rundweg abgelehnt – zumal dann, wenn ihre Inanspruchnahme von außen veranlasst werden soll.
Das SIT-Konzept setzt hier an. Sein Programm ist die aktivierende Elternarbeit.
In eben diesem Zusammenhang hat es sich in der Praxis bewährt – und zwar auch und gerade im Rahmen der manchmal schwierigen Beziehung zwischen Eltern, den Jugendämtern und einer vermittelnden Kinder- und Jugendhilfe. Letztlich geht es darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, macht das SIT-Konzept indes einen zentralen Unterschied, denn es setzt zunächst nicht auf Formen der intellektuellen „Einsicht“, um Eltern für eine Unterstützung von außen zu gewinnen. Anschlussfähiger, so zeigt sich in der Praxis, sind die vorhandenen Emotionen. Auch in der dann folgenden Elternarbeit bilden sie wichtige Bezugspunkte: Für einen angeleiteten Lernprozess, der Einstellungen, Haltungen und Wahrnehmungsmuster in Frage stellt, um so zu Verhaltensänderungen zu gelangen, die aus der Krise herausführen und zu einer Stabilisierung von Familiensystemen beitragen können.
- Eine Einführung zum SIT-Konzept und seiner Systematik gibt es hier.
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